2006 wurde Thiel vom Amt des THW-Präsidenten entbunden und zum Bundesinnenministerium zurückversetzt. Vorausgegangen waren Vorwürfe gegen Thiel, er sei für den Suizid eines Mitarbeiters verantwortlich gewesen. Der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bezeichnete die Vorwürfe als „haltlos“, berief Thiel aber dennoch ab, „um weiteren Schaden von der Organisation abzuwenden“.[2] Thiel hatte selbst um seine Amtsentbindung gebeten.[3]
Im BMI war Thiel anschließend als ständiger Vertreter der Abteilungsleitung „Verwaltungsmodernisierung; Verwaltungsorganisation“ unter anderem für die Bereiche Geoinformation, Statistik, Beschaffungswesen und Einheitliche Behördenrufnummer zuständig. Ein Einsatz beim Bundesamt für Verfassungsschutz scheiterte, nachdem es dort Beschwerden über Thiel gab.[4]
Ab dem Oktober 2015 bis zum Oktober 2017 war Thiel stellvertretender Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Im Oktober 2015 wurde er außerdem zum Vizepräsidenten des Statistischen Bundesamtes und zum Stellvertreter des Bundeswahlleiters ernannt.
Am 16. Oktober 2017 wurde er Nachfolger von Dieter Sarreither im Amt des Präsidenten des Statistischen Bundesamts und zugleich neuer Bundeswahlleiter.[5] Thiel begann unmittelbar nach seinem Amtsantritt damit, das Statistische Bundesamt zu modernisieren. Nach Informationen von Zeit Online wurde sein Führungsstil von den Beschäftigten von Beginn an als schikanös und belastend empfunden. Deshalb wandten sich 2019 mehrere Führungskräfte schriftlich an Thiel und baten ihn „Anspruch und Wirklichkeit seines Führungsstils stärker in Übereinstimmung [zu] bringen“.[4]
2021 erhoben mehrere Mitarbeiter des Statistischen Bundesamts gegenüber dem Wiesbadener Kurier und der Allgemeine Zeitung (Mainz) Vorwürfe gegen Thiel. Thiel habe seit seiner Amtsübernahme 2017 „ein Klima der Angst, Überforderung und Vetternwirtschaft etabliert“.[6] Beschäftigte, die seine Anforderungen nicht erfüllten, würden öffentlich gedemütigt; Vertraute Thiels würden ohne Stellenausschreibungen in wichtigen Positionen installiert; hochbezahlte Berater gingen ein und aus. Thiels Führungsstil wird als autoritär beschrieben, seine Art als „aufbrausend und aktionistisch“.[7] Auf anschließende Anfrage des Wiesbadener Kuriers und der Taz erklärte das Bundesinnenministerium im Mai 2021, dass man zu Personalfragen „grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“ nehme.[8][9]
Wenige Tage später berichteten Medien, dass derartige Vorwürfe gegen ihn „ähnlich in jeder Behörde erhoben wurden, in der Thiel bislang tätig war“, die jeweils zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums gehörten. Die vorangehenden Vorwürfe waren demnach schon aktenkundig, bevor er zum Präsident des Statistischen Bundesamtes ernannt wurde. Aus Gesprächen mit aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden und Führungskräften lasse sich inzwischen das Bild einer „Behörde im Verfall“ zeichnen. Es bestehe eine Kultur, bei der „niemand widerspricht“.[4]
Am 23. Juni 2021 wurde die Causa Thiel im Ausschuss für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestags erörtert. Bereits im Vorfeld hatte das Bundesinnenministerium mitgeteilt, dass es mittlerweile Gespräche mit den zuständigen Personalvertretungen gegeben habe. Die Verunsicherung der Destatis-Beschäftigten sei wohl auf behördeninterne Veränderungsprozesse zurückzuführen. Hingegen sei der „Vorwurf der menschenverachtenden Personalführung“ durch Thiel „ehrverletzend und unzutreffend“. Einzelne Ausschussmitglieder warfen dem Innenministerium hingegen vor, seine Aufsichtspflichten gegenüber dem Bundesamt und anderen nachgeordneten Behörden vernachlässigt zu haben.[10]
Im August 2021 stellte sich die Bundesregierung dann in einer schriftlichen Stellungnahme ausdrücklich vor Georg Thiel als Präsident des Statistischen Bundesamtes und als Bundeswahlleiter. Sie wies die Behauptung, Thiel würde ein „System von Druck und Angst erzeugen und sein Amt nicht zum Wohle der Gemeinschaft ausüben“, als Unterstellung zurück.[11]
Martin Sonneborn
@MartinSonneborn
1/4
Für einen Staat, der regelmäßig andere über den Ablauf korrekter Wahlen belehrt, gab es in Berlin erstaunlich viele Unregelmäßigkeiten: Fehlende & vertauschte Wahlzettel, 3stündige Wartezeiten, abgewiesene Wähler, Stimmabgaben 90 Min nach Veröffentlichung erster Prognosen...
1:57 nachm. · 28. Sep. 2021·Twitter Web App
2/4
...ungültige Stimmabgaben wg. falscher Stimmzettel, Wahllokale, in denen PARTEI-Mitglieder sich selbst gewählt haben - und in denen Die PARTEI nach der Auszählung mit 0 Stimmen ausgewiesen wurde. Muss man eigentlich eine „Satire"-PARTEI sein, um Prozedere & Prozeduren...
3/4
...eines demokratischen Wahlvorgangs ernster zu nehmen als die, deren eigene Legitimation dieser Vorgang begründet? Das scheint uns eine wenigstens genauso gute „Satire“ zu sein wie die Idee, eine rechtskonservative Flitzpiepe wie F. Giffey (Betrügerin) gehöre zur SPD...
4/4
Wir sind hier nicht in Aserbaidschan, Wahlleiter! (Auch wenn einige korrupte Kollegen von der CDU das evtl. anders sehen.) Die PARTEI berät morgen über eine Anfechtung zumindest der Berlin-Wahl. Denn die hatte auch noch ein fatales Ergebnis: Giffey.
>
Eine Einladung an jeden, das Ergebnis anzufechten
Die „Superwahl" wurde in Berlin unterschätzt. Die Pannen könnten zur Anfechtung der Wahl zum Abgeordnetenhaus führen. Sich wundern reicht nicht. Ein Kommentar. www.tagesspiegel.de/berlin/chaos-in-berliner-wahllokalen-eine-einladung-an-jeden-das-ergebnis-anzufechten/27649578.html
11 Comments:
@MartinSonneborn
1/4
Für einen Staat, der regelmäßig andere über den Ablauf korrekter Wahlen belehrt, gab es in Berlin erstaunlich viele Unregelmäßigkeiten: Fehlende & vertauschte Wahlzettel, 3stündige Wartezeiten, abgewiesene Wähler, Stimmabgaben 90 Min nach Veröffentlichung erster Prognosen...
1:57 nachm. · 28. Sep. 2021·Twitter Web App
2/4
...ungültige Stimmabgaben wg. falscher Stimmzettel, Wahllokale, in denen PARTEI-Mitglieder sich selbst gewählt haben - und in denen Die PARTEI nach der Auszählung mit 0 Stimmen ausgewiesen wurde. Muss man eigentlich eine „Satire"-PARTEI sein, um Prozedere & Prozeduren...
3/4
...eines demokratischen Wahlvorgangs ernster zu nehmen als die, deren eigene Legitimation dieser Vorgang begründet? Das scheint uns eine wenigstens genauso gute „Satire“ zu sein wie die Idee, eine rechtskonservative Flitzpiepe wie F. Giffey (Betrügerin) gehöre zur SPD...
4/4
Wir sind hier nicht in Aserbaidschan, Wahlleiter! (Auch wenn einige korrupte Kollegen von der CDU das evtl. anders sehen.) Die PARTEI berät morgen über eine Anfechtung zumindest der Berlin-Wahl. Denn die hatte auch noch ein fatales Ergebnis: Giffey.
>
Eine Einladung an jeden, das Ergebnis anzufechten
Die „Superwahl" wurde in Berlin unterschätzt. Die Pannen könnten zur Anfechtung der Wahl zum Abgeordnetenhaus führen. Sich wundern reicht nicht. Ein Kommentar.
www.tagesspiegel.de/berlin/chaos-in-berliner-wahllokalen-eine-einladung-an-jeden-das-ergebnis-anzufechten/27649578.html