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Martin Sonneborn: „Das ist nicht Rassismus, das ist Schuhcreme“
Martin Sonneborn sitzt für „Die Partei“ seit 2014 im EU-Parlament. Im Interview spricht der Ex-Titanic-Chef über Grenzen der Satire, den schlechten Zustand der EU und warum er manchen als Rassist gilt.
9.8.2020 - 11:59, Tomasz Kurianowicz, Berliner Zeitung
Berlin - Wir treffen Martin Sonneborn, den Ex-Chefredakteur des Satiremagazins Titanic und Mitbegründer der Partei „Die Partei“, am Stuttgarter Platz in Charlottenburg. Sonneborn sitzt seit 2014 im EU-Parlament als Fraktionsloser, vergangenes Jahr ist ihm der Wiedereinzug geglückt. Der Parlamentarier ist gut gelaunt, aber verkatert. Immer wieder sprechen ihn Leute an und wollen wissen, wer er ist.
Lieber Herr Sonneborn, Harald Schmidt hat einmal gesagt, dass er heute seine Sendung nicht mehr machen könnte, weil seine Witze zu viele Menschen beleidigen würden.
Er dürfte jedenfalls nicht nur Polenwitze machen, sondern müsste auch Bulgaren und Rumänen beleidigen, um im Netz nicht einseitig als Polenhasser angefeindet zu werden. Smiley. Aber ja, er würde viele Shitstorms produzieren. Das ist eine bedenkliche Entwicklung, die Satire und Gesellschaft derzeit nehmen. Zu meiner Zeit galt bei Titanic: „Klares Ja zum Nein!“ Wir waren einfach gegen alles. Heute beobachte ich besorgt, dass es darum geht, Anliegen zu unterstützen, Minderheiten zu schützen. Das ist aber nicht die Aufgabe von Satire. Wenn man politisch korrekt arbeiten muss, schadet das der Kunst.
Was waren denn so Ihre schlimmsten Überschreitungen, die heute No-Gos wären?
Wir hatten anlässlich von Bundespräsidentenwahlen oft aggressive Titel, etwa einen strahlenden Roberto Blanco mit der Titelzeile: „Warum nicht mal ein Neger?“ Als Hildegard Hamm-Brücher antrat, haben wir „Zwei guteGründe für Hamm-Brücher“ geliefert und auf dem Cover weibliche Brüste abgebildet. Das würde man heute nicht mehr machen können. Aber wir mussten das nicht erklären damals. Es war Kunst. Es war gesellschaftskritisch. Es war Satire. Damit war es auch geschützt.
Erleben Sie viele Shitstorms?
Ich gehe relativ unbeschadet durch die Zeit. Aber auch bei mir melden sich unbedarfte 17-Jährige, die sich über alte Aktionen beschweren. Vor zehn Jahren hatten wir ein Wahlplakat. Ich hatte mich schwarz angemalt und plakatiert: „Ick bin Obama!“ Das war kurz nach Obamas Besuch und der hysterischen Verehrung, die die Berliner diesem – zumindest nicht unproblematischen – Politiker entgegengebracht haben. Ich wollte das persiflieren. Ein US-Journalist hat mich danach nachts angerufen und gefragt, ob das nicht rassistisch sei. Ich sagte: „Das ist kein Rassismus, das ist Schuhcreme.“ Blackfacing als Phänomen war damals niemandem von uns bekannt. Auch wenn ich das heute nicht wiederholen würde, finde ich die Aktion immer noch in Ordnung. Ich bin kein Rassist. Ganz im Gegenteil. Wir kämpfen seit Jahren für humanistische Ideale und gegen Rechtsradikale. Manchmal sogar erfolgreich. nach unseren Aktionen sind schon DVU-Landtagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende zurückgetreten. Wenn dann empörte Jungmänner, -frauen und -diverse kommen, ein schwarzes Gesicht sehen und im Netz „Rassist“ schreien, würde ich ihnen am liebsten einen Link zu unseren „heute-show“-Filmen schicken. Aber ich diskutiere da nicht. Aus Gründen.
Können Sie denn nachvollziehen, dass man Blackfacing in einem anderen Kontext als rassistisch empfindet?
Selbstverständlich. Aber ich war nie auf Konsens aus. Titanic ist ein Minderheitenprogramm. Es gibt vielleicht eine Million Leute in Deutschland, die diesen Humor verstehen. Insofern bin ich Widerspruch gewohnt. Ich kann mir auch vorstellen, wie schwer es Schwarze in Deutschland haben. Rassismus existiert – und muss bekämpft werden. Satire aber ist eine Kunstform, unsere Notwehr gegen den zunehmend irrer werdenden Kapitalismus. Wenn man jeder möglichen Kritik Rechnung trägt, dann dürfte man frei nach Robert Gernhardt nur noch Witze machen über Wüsten und unentdeckte Planeten. In jedem anderen Fall könnte man Betroffene kränken. Heute verteidigen die Menschen auf Facebook ihre Partikularinteressen. Leider übersehen sie, dass das die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft nicht löst, sondern vergrößert.
Ich habe einen polnischen Hintergrund.
Das tut mir leid.
Harald Schmidts Polenwitze waren seinerzeit schon in der Kritik. Er musste zum polnischen Botschafter gehen und sich erklären. Ich wurde damals gefragt, ob ich Polenwitze okay finde. Da sagte ich: „Ja, aber nur, wenn sie gelungen sind.“ Kann man sich darauf einigen?
Ein guter Standpunkt. Früher waren Satiriker immer auf der Suche nach Tabuthemen. Heute ist das anders. Im Netz gelte ich einigen als Antisemit, Antichrist, Rassist – mit misogynen Zügen. Neuerdings auch als Ableist, weil ich kritisiere, dass Schäuble im Fall Griechenlands mit einer fast autistischen Beharrlichkeit auf der wirtschaftlichen Filetierung Griechenlands bestanden habe. Es kamen schnell Vorwürfe, dass ich Autismus als abwertenden Begriff benutze. Dabei hatte ich autistische – also konzentrierte, beharrliche – Wiederholung ganz wertfrei gemeint.
Waren die Menschen früher gelassener?
Na ja, es gab früher auch schon Shitstorms. Analoge halt. Aber dieses bewusste Missverstehen, um beliebige Inhalte zu skandalisieren und sich selbst auf der vermeintlich richtigen Seite moralisch positionieren zu können, die Intention einer Aktion gar nicht mehr zu hinterfragen, sondern stumpf auf Attribute zu reagieren, das ist neu. Die Qualität der Beleidigungen ist es nicht. Seitdem die Bild-Zeitung nach der sogenannten WM-Bestechung vor Jahren mal mein Gesicht auf dem Titel hatte und ihre Leser aufrief, mich anzurufen und mir die Meinung zu geigen, kenne ich alle gängigen Äußerungen von Wutbürgern: „Im Rechtsstaat gehören Leute wie Sie ins KZ!“
Kennen Sie eigentlich Jan Böhmermann?
Ja, ich schätze seine Arbeit. Ich habe ihm mal ein Zeugnis ausgestellt. Für ZDFneo. Ich habe schriftlich bestätigt, dass er ein sehr guter Satiriker ist. Und bei der Erdogan-Sache habe ich ihm Asyl angeboten.
Trauen Sie sich denn, Herrenwitze zu machen?
Herrenwitze waren nie Thema bei uns, die sind ja nicht satirisch. Aber heutzutage sind wir natürlich sensibilisiert für das Thema Sexismus. Wir haben mal ein Plakat zum Frauentag gemacht. Da waren vier Frauen aus der „Partei“ zu sehen, die sich mit Sekt zuprosten. Drunter stand: „Wenigstens nicht behindert.“ Das wurde als sehr sexistisch kritisiert. Von Menschen, die nicht in der Lage sind, dieses Plakat richtig zu interpretieren.
Sie sind EU-Abgeordneter und feuern gerne gegen Konservative und Nationalisten. Veräppeln Sie aber auch Linke oder Grüne? Oder ist das als Zielscheibe zu langweilig?
Nein, die Grünen werden immer interessanter. Schauen Sie sich den Krypto-Konservativen Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg an. Oder gerade beim EU-Gipfel die „Sparsamen Vier“, die sich gegen den Corona-Rettungsfonds gestellt haben. Drei der Länder haben eine grüne Regierungsbeteiligung, unter anderem Österreich. Die Grünen sind konservativ geworden und regierungsfähig. Und da entstehen Widersprüche. Trotzdem schätze ich grüne Kollegen wie Sven Giegold. Der ist einer der effektivsten Parlamentarier in der EU. Er hat einen protestantischen Hintergrund und arbeitet gegen das absolute Primat der Wirtschaft in Europa. Entscheidend ist im Parlament aber ein großer konservativer Block, der alles wegstimmt, was sozial motiviert ist oder die Interessen der 450 Millionen EU-Bürger vertritt. Flankiert von Sozialdemokraten und Liberalen. Das finde ich beschämend.
Sie waren früher viel spielerischer. Jetzt positionieren Sie sich deutlicher und realpolitischer als am Anfang nach Ihrem EU-Parlamentseintritt im Jahr 2014.
Ja, das ist wohl so. Welt und EU werden ja nicht besser. Da hilft es dem eigenen Wohlbefinden, komische Kritik zu üben.
Sie sind im EU-Parlament ein Korrektiv geworden – und die Mächtigen müssen sich Ihre scharfen Reden anhören und sie aushalten. Vor kurzem sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber auch Horst Seehofer oder Ursula von der Leyen, die EU-Kommissionspräsidentin. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Auf Widersprüche und auf den schlechten Zustand der EU hinzuweisen. Die spanischen Sozialdemokraten haben den Sozialdemokraten Frans Timmermans als Kommissionspräsidenten verhindert, bloß weil sie für ihren irren Landsmann Josep Borrell den Posten des Außenbeauftragten herausschlagen wollten. Timmermans ist ein Idealist, der das Rechtsstaatsprinzip vorangetrieben hat. Jetzt haben wir Frau von der Leyen. Das führt dazu, dass ich sogar dem neoliberalen Juncker nachtrauere. Der hatte zumindest eine gewisse Leidenschaft und Überzeugung, für die er einstand. Er hat „Victator“ Orbán schon mal zur Begrüßung mit einer kleinen Ohrfeige eingenordet. In Brüssel wurde er Jean-Claude Drunker (auf Englisch „dranker“ ausgesprochen, Anm. d. Red.) genannt, weil er überwiegend betrunken war. Es gibt lustige Aufnahmen, in denen er von zwei Präsidenten gestützt werden muss. Viele Luxemburger waren total froh, dass er an die Spitze der EU abgeschoben werden konnte.
Und Frau von der Leyen? Wie schlägt sie sich bislang?
Sie ist nicht nur spaßbefreit, sondern auch ahnungslos. Sie spielt die Kommissionspräsidentin und hat vermutlich gar keine eigenen Überzeugungen. Sie hat sich eine Wohnung einbauen lassen im Kommissionsgebäude, muss praktisch nicht mehr raus. Außerdem hat sie einen deutschen Beraterstab, der sie abschottet – und Kai Diekmanns PR-Truppe übernimmt ihre Außendarstellung. Meine Reden werden sie nicht weiter stören. Ich kann eh nur 90 Sekunden sprechen. Bei ihrem Antrittsbesuch habe ich sie begrüßt und meine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass ich nun nicht mehr der unseriöseste Vertreter der europäischen Demokratie bin. Es war ja auch ein kaputtes Personaltableau, das der Rat präsentiert hat: der vorbestrafte Borrell, eine kriminelle Französin, die keine Ahnung von Bankgeschäften hat und jetzt die europäische Zentralbank leitet. Und dann eben Frau von der Leyen, bekannt durch die Berateraffäre.
Kürzlich haben Sie eine Anfrage an Frau von der Leyen gestellt, die mussten Sie wegen einer Beleidigung umformulieren. Was haben Sie gesagt?
Das Wort „Betonfrisur“ wurde moniert.
Worum ging es?
Frau von der Leyen hat in einem Video die kroatische HDZ-Partei unterstützt. Die zu absoluter Neutralität verpflichtete Kommissionspräsidentin macht am Tag vor einer – laut Umfragen auf der Kippe stehenden – Wahl Werbung für eine Partei. Noch dazu für eine korrupte.
Die Zusammenstellung der Kommissare haben Sie auch kritisiert.
Ja. Die Dichte von Millionären und Multimillionären ist erschreckend hoch. Ich durfte in den Anhörungen die Kroatin Dubravka S. befragen, woher ihre Millionen stammen. Sie konnte das nicht schlüssig erklären. Trotzdem wurde sie Kommissarin.
Wie reagiert Frau von der Leyen auf Ihre Kritik?
Ich habe sie mal im Parlament getroffen. Im Erdgeschoss stand ich am Fahrstuhl, es macht pling und von der Leyen kam mit ihrer Entourage heraus. Da sagte ich: „Ah, Frau von der Leyen auf dem Weg nach unten!“ Sie sagte darauf: „Nein, nein. Das stimmt nicht!“ Und ich: „Doch, doch! Ich habe es genau gesehen.“ Sie lächelte.
Sie haben am 8. Juli 2020, zu Beginn der deutschen Ratspräsidentschaft, im EU-Parlament vor Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen. Da haben Sie gesagt: „Frau Merkel, Sie werden die Migration bewältigen, indem Sie sicherstellen, dass die Gemeinheiten dort geschehen, wo sie nicht auffallen. (...) Ihre Macht kennt nur eine Grenze: Selbst Sie und Ihre 750 Milliarden können nicht dafür sorgen, dass der HSV wieder in die Bundesliga aufsteigt.“
Ich muss mich beim HSV entschuldigen. Die Verwaltung versucht des Öfteren, mir Redezeit zu verweigern, und ich hatte erst zwei Stunden vorher erfahren, dass ich Rederecht habe.
Und wie hat Merkel auf Ihre Rede reagiert?
Professionell. Frau Merkel wird mir sowieso immer sympathischer, je mehr ich jene Leute sehe, die ihr nachfolgen wollen, Merz oder Spahn etwa. Sie ist eine abgeklärte Physikerin, auch jetzt im Umgang mit Corona sind ihre Entscheidungen recht souverän. Allerdings schwinden meine Sympathien wieder, wenn ich sehe, welche Kompromisse sie eingeht, um die deutsche Wirtschaft zu unterstützen. Die Rechtsstaatlichkeit in Osteuropa hat sie beim letzten EU-Gipfel zur Verhandlungsmasse degradiert. Sie hat sich die Zustimmung der Visegrád-Clowns aus Ungarn und Polen zum Corona-Paket damit erkauft. Und da fehlt der moralische Kompass.
Die Polen und Ungarn haben gejubelt. Zu recht?
Ja. Der Gedanke, EU-Fördermittel an demokratische Grundbedingungen zu knüpfen, ist de facto fallen gelassen worden. Die fortgesetzte Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit führt das Projekt EU ad absurdum. Merkel ist mitverantwortlich dafür. Andererseits kann man in der EU keine Entscheidung treffen ohne die Osteuropäer. Die sind frech geworden. Früher haben sie die Klappe gehalten und ihre korrupten Systeme aufgebaut. Jetzt versickert das Geld. Die politischen Eliten in Osteuropa versorgen sich selbst mit EU-Mitteln. Dafür kauft Ungarn deutsche Waffen. Daran sieht man: Die EU ist ein Wirtschaftsverbund. Mit europäischen Idealen zu argumentieren, vernebelt nur alles. So sieht die Realität aus: Wir bekommen Arbeitskräfte aus den osteuropäischen Ländern und rüsten uns gegen Russland auf. Die EU müsste die Bürgerinitiativen und die Demonstranten in Osteuropa stützen und nicht ihre korrupten Regierungen. Je weiter man hinter die Kulissen schaut, desto düsterer wird es. Der tschechische Regierungschef hat einen Betrugsskandal an der Backe. Und Bulgarien? Da sind die Korruptionskanäle frisch gewienert worden und jetzt wartet man auf das frische EU-Geld. 70 Prozent versickert, bevor es dort ankommt, wo es eigentlich hingehört.
Wie sehen Sie die Zukunft der EU?
Grundsätzlich bin ich pessimistisch. Die Eliten haben sich arrangiert. Eine Sozialpolitik, die diesen Namen verdient, wird es in der EU kaum geben. Seit 20 Jahren haben wir einen konstanten Armutssockel von 23 Prozent. Das hat sich nicht geändert und das wird sich auch nicht ändern. In den Flüchtlingslagern auf Lesbos herrscht ein unglaubliches Elend. Wer das mit eigenen Augen gesehen hat, fragt sich: Wie kann Europa, wie kann die EU so etwas zulassen? Genau wie die Situation an den Außengrenzen. Das ist nicht humanistisch. Deswegen ist meine Arbeit auch realpolitischer geworden. In Sachen Corona hat Europa ebenfalls versagt. Wenn Frans Timmermans Kommissionspräsident geworden wäre, hätten wir eine einheitliche EU-weite Strategie. Mit Frau von der Leyen geschieht nichts. Jetzt haben wir eine Laiin an der Spitze. Deswegen sage ich immer: „Europa nicht den Leyen überlassen!“
Verkehrsminister Scheuer kritisieren Sie ebenfalls scharf.
Sie meinen Andy B. Scheuert? Es ist erstaunlich, dass er 600 Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt hat und jetzt daran basteln darf, eine europaweite Maut einzuführen. Wo bleibt da der öffentliche Druck? Wo bleibt die Empörung? Wieso geht da kein Mob mit Mistgabeln auf die Straßen? Warum verschwindet dieser Mann mit seinem gekauften Doktortitel aus Tschechien nicht wieder nach Bayern? Ich kann mir solche Sachen nicht erklären.
***
Zum Ende des Gesprächs hin, das Sonneborn als das längste Wortinterview seiner Karriere bezeichnet, passiert es schon wieder. Eine Frau kommt auf Sonneborn zu und stellt ihm eine Frage: „Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.“ Sonneborn antwortet: „Das geht mir jeden Morgen vor dem Spiegel ähnlich.“ Die Frau wieder: „Wer sind Sie?“ Und dann Sonneborn: „Ich bin Schauspieler. Ich spiele Politiker.“
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Martin Sonneborn: „Das ist nicht Rassismus, das ist Schuhcreme“
Martin Sonneborn sitzt für „Die Partei“ seit 2014 im EU-Parlament. Im Interview spricht der Ex-Titanic-Chef über Grenzen der Satire, den schlechten Zustand der EU und warum er manchen als Rassist gilt.
9.8.2020 - 11:59, Tomasz Kurianowicz, Berliner Zeitung
Berlin - Wir treffen Martin Sonneborn, den Ex-Chefredakteur des Satiremagazins Titanic und Mitbegründer der Partei „Die Partei“, am Stuttgarter Platz in Charlottenburg. Sonneborn sitzt seit 2014 im EU-Parlament als Fraktionsloser, vergangenes Jahr ist ihm der Wiedereinzug geglückt. Der Parlamentarier ist gut gelaunt, aber verkatert. Immer wieder sprechen ihn Leute an und wollen wissen, wer er ist.
Lieber Herr Sonneborn, Harald Schmidt hat einmal gesagt, dass er heute seine Sendung nicht mehr machen könnte, weil seine Witze zu viele Menschen beleidigen würden.
Er dürfte jedenfalls nicht nur Polenwitze machen, sondern müsste auch Bulgaren und Rumänen beleidigen, um im Netz nicht einseitig als Polenhasser angefeindet zu werden. Smiley. Aber ja, er würde viele Shitstorms produzieren. Das ist eine bedenkliche Entwicklung, die Satire und Gesellschaft derzeit nehmen. Zu meiner Zeit galt bei Titanic: „Klares Ja zum Nein!“ Wir waren einfach gegen alles. Heute beobachte ich besorgt, dass es darum geht, Anliegen zu unterstützen, Minderheiten zu schützen. Das ist aber nicht die Aufgabe von Satire. Wenn man politisch korrekt arbeiten muss, schadet das der Kunst.
Was waren denn so Ihre schlimmsten Überschreitungen, die heute No-Gos wären?
Wir hatten anlässlich von Bundespräsidentenwahlen oft aggressive Titel, etwa einen strahlenden Roberto Blanco mit der Titelzeile: „Warum nicht mal ein Neger?“ Als Hildegard Hamm-Brücher antrat, haben wir „Zwei guteGründe für Hamm-Brücher“ geliefert und auf dem Cover weibliche Brüste abgebildet. Das würde man heute nicht mehr machen können. Aber wir mussten das nicht erklären damals. Es war Kunst. Es war gesellschaftskritisch. Es war Satire. Damit war es auch geschützt.
Erleben Sie viele Shitstorms?
Ich gehe relativ unbeschadet durch die Zeit. Aber auch bei mir melden sich unbedarfte 17-Jährige, die sich über alte Aktionen beschweren. Vor zehn Jahren hatten wir ein Wahlplakat. Ich hatte mich schwarz angemalt und plakatiert: „Ick bin Obama!“ Das war kurz nach Obamas Besuch und der hysterischen Verehrung, die die Berliner diesem – zumindest nicht unproblematischen – Politiker entgegengebracht haben. Ich wollte das persiflieren. Ein US-Journalist hat mich danach nachts angerufen und gefragt, ob das nicht rassistisch sei. Ich sagte: „Das ist kein Rassismus, das ist Schuhcreme.“ Blackfacing als Phänomen war damals niemandem von uns bekannt. Auch wenn ich das heute nicht wiederholen würde, finde ich die Aktion immer noch in Ordnung. Ich bin kein Rassist. Ganz im Gegenteil. Wir kämpfen seit Jahren für humanistische Ideale und gegen Rechtsradikale. Manchmal sogar erfolgreich. nach unseren Aktionen sind schon DVU-Landtagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende zurückgetreten. Wenn dann empörte Jungmänner, -frauen und -diverse kommen, ein schwarzes Gesicht sehen und im Netz „Rassist“ schreien, würde ich ihnen am liebsten einen Link zu unseren „heute-show“-Filmen schicken. Aber ich diskutiere da nicht. Aus Gründen.
Können Sie denn nachvollziehen, dass man Blackfacing in einem anderen Kontext als rassistisch empfindet?
Selbstverständlich. Aber ich war nie auf Konsens aus. Titanic ist ein Minderheitenprogramm. Es gibt vielleicht eine Million Leute in Deutschland, die diesen Humor verstehen. Insofern bin ich Widerspruch gewohnt. Ich kann mir auch vorstellen, wie schwer es Schwarze in Deutschland haben. Rassismus existiert – und muss bekämpft werden. Satire aber ist eine Kunstform, unsere Notwehr gegen den zunehmend irrer werdenden Kapitalismus. Wenn man jeder möglichen Kritik Rechnung trägt, dann dürfte man frei nach Robert Gernhardt nur noch Witze machen über Wüsten und unentdeckte Planeten. In jedem anderen Fall könnte man Betroffene kränken. Heute verteidigen die Menschen auf Facebook ihre Partikularinteressen. Leider übersehen sie, dass das die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft nicht löst, sondern vergrößert.
Ich habe einen polnischen Hintergrund.
Das tut mir leid.
Harald Schmidts Polenwitze waren seinerzeit schon in der Kritik. Er musste zum polnischen Botschafter gehen und sich erklären. Ich wurde damals gefragt, ob ich Polenwitze okay finde. Da sagte ich: „Ja, aber nur, wenn sie gelungen sind.“ Kann man sich darauf einigen?
Ein guter Standpunkt. Früher waren Satiriker immer auf der Suche nach Tabuthemen. Heute ist das anders. Im Netz gelte ich einigen als Antisemit, Antichrist, Rassist – mit misogynen Zügen. Neuerdings auch als Ableist, weil ich kritisiere, dass Schäuble im Fall Griechenlands mit einer fast autistischen Beharrlichkeit auf der wirtschaftlichen Filetierung Griechenlands bestanden habe. Es kamen schnell Vorwürfe, dass ich Autismus als abwertenden Begriff benutze. Dabei hatte ich autistische – also konzentrierte, beharrliche – Wiederholung ganz wertfrei gemeint.
Waren die Menschen früher gelassener?
Na ja, es gab früher auch schon Shitstorms. Analoge halt. Aber dieses bewusste Missverstehen, um beliebige Inhalte zu skandalisieren und sich selbst auf der vermeintlich richtigen Seite moralisch positionieren zu können, die Intention einer Aktion gar nicht mehr zu hinterfragen, sondern stumpf auf Attribute zu reagieren, das ist neu. Die Qualität der Beleidigungen ist es nicht. Seitdem die Bild-Zeitung nach der sogenannten WM-Bestechung vor Jahren mal mein Gesicht auf dem Titel hatte und ihre Leser aufrief, mich anzurufen und mir die Meinung zu geigen, kenne ich alle gängigen Äußerungen von Wutbürgern: „Im Rechtsstaat gehören Leute wie Sie ins KZ!“
Kennen Sie eigentlich Jan Böhmermann?
Ja, ich schätze seine Arbeit. Ich habe ihm mal ein Zeugnis ausgestellt. Für ZDFneo. Ich habe schriftlich bestätigt, dass er ein sehr guter Satiriker ist. Und bei der Erdogan-Sache habe ich ihm Asyl angeboten.
Trauen Sie sich denn, Herrenwitze zu machen?
Herrenwitze waren nie Thema bei uns, die sind ja nicht satirisch. Aber heutzutage sind wir natürlich sensibilisiert für das Thema Sexismus. Wir haben mal ein Plakat zum Frauentag gemacht. Da waren vier Frauen aus der „Partei“ zu sehen, die sich mit Sekt zuprosten. Drunter stand: „Wenigstens nicht behindert.“ Das wurde als sehr sexistisch kritisiert. Von Menschen, die nicht in der Lage sind, dieses Plakat richtig zu interpretieren.
Sie sind EU-Abgeordneter und feuern gerne gegen Konservative und Nationalisten. Veräppeln Sie aber auch Linke oder Grüne? Oder ist das als Zielscheibe zu langweilig?
Nein, die Grünen werden immer interessanter. Schauen Sie sich den Krypto-Konservativen Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg an. Oder gerade beim EU-Gipfel die „Sparsamen Vier“, die sich gegen den Corona-Rettungsfonds gestellt haben. Drei der Länder haben eine grüne Regierungsbeteiligung, unter anderem Österreich. Die Grünen sind konservativ geworden und regierungsfähig. Und da entstehen Widersprüche. Trotzdem schätze ich grüne Kollegen wie Sven Giegold. Der ist einer der effektivsten Parlamentarier in der EU. Er hat einen protestantischen Hintergrund und arbeitet gegen das absolute Primat der Wirtschaft in Europa. Entscheidend ist im Parlament aber ein großer konservativer Block, der alles wegstimmt, was sozial motiviert ist oder die Interessen der 450 Millionen EU-Bürger vertritt. Flankiert von Sozialdemokraten und Liberalen. Das finde ich beschämend.
Sie waren früher viel spielerischer. Jetzt positionieren Sie sich deutlicher und realpolitischer als am Anfang nach Ihrem EU-Parlamentseintritt im Jahr 2014.
Ja, das ist wohl so. Welt und EU werden ja nicht besser. Da hilft es dem eigenen Wohlbefinden, komische Kritik zu üben.
Sie sind im EU-Parlament ein Korrektiv geworden – und die Mächtigen müssen sich Ihre scharfen Reden anhören und sie aushalten. Vor kurzem sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber auch Horst Seehofer oder Ursula von der Leyen, die EU-Kommissionspräsidentin. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Auf Widersprüche und auf den schlechten Zustand der EU hinzuweisen. Die spanischen Sozialdemokraten haben den Sozialdemokraten Frans Timmermans als Kommissionspräsidenten verhindert, bloß weil sie für ihren irren Landsmann Josep Borrell den Posten des Außenbeauftragten herausschlagen wollten. Timmermans ist ein Idealist, der das Rechtsstaatsprinzip vorangetrieben hat. Jetzt haben wir Frau von der Leyen. Das führt dazu, dass ich sogar dem neoliberalen Juncker nachtrauere. Der hatte zumindest eine gewisse Leidenschaft und Überzeugung, für die er einstand. Er hat „Victator“ Orbán schon mal zur Begrüßung mit einer kleinen Ohrfeige eingenordet. In Brüssel wurde er Jean-Claude Drunker (auf Englisch „dranker“ ausgesprochen, Anm. d. Red.) genannt, weil er überwiegend betrunken war. Es gibt lustige Aufnahmen, in denen er von zwei Präsidenten gestützt werden muss. Viele Luxemburger waren total froh, dass er an die Spitze der EU abgeschoben werden konnte.
Und Frau von der Leyen? Wie schlägt sie sich bislang?
Sie ist nicht nur spaßbefreit, sondern auch ahnungslos. Sie spielt die Kommissionspräsidentin und hat vermutlich gar keine eigenen Überzeugungen. Sie hat sich eine Wohnung einbauen lassen im Kommissionsgebäude, muss praktisch nicht mehr raus. Außerdem hat sie einen deutschen Beraterstab, der sie abschottet – und Kai Diekmanns PR-Truppe übernimmt ihre Außendarstellung. Meine Reden werden sie nicht weiter stören. Ich kann eh nur 90 Sekunden sprechen. Bei ihrem Antrittsbesuch habe ich sie begrüßt und meine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass ich nun nicht mehr der unseriöseste Vertreter der europäischen Demokratie bin. Es war ja auch ein kaputtes Personaltableau, das der Rat präsentiert hat: der vorbestrafte Borrell, eine kriminelle Französin, die keine Ahnung von Bankgeschäften hat und jetzt die europäische Zentralbank leitet. Und dann eben Frau von der Leyen, bekannt durch die Berateraffäre.
Kürzlich haben Sie eine Anfrage an Frau von der Leyen gestellt, die mussten Sie wegen einer Beleidigung umformulieren. Was haben Sie gesagt?
Das Wort „Betonfrisur“ wurde moniert.
Worum ging es?
Frau von der Leyen hat in einem Video die kroatische HDZ-Partei unterstützt. Die zu absoluter Neutralität verpflichtete Kommissionspräsidentin macht am Tag vor einer – laut Umfragen auf der Kippe stehenden – Wahl Werbung für eine Partei. Noch dazu für eine korrupte.
Die Zusammenstellung der Kommissare haben Sie auch kritisiert.
Ja. Die Dichte von Millionären und Multimillionären ist erschreckend hoch. Ich durfte in den Anhörungen die Kroatin Dubravka S. befragen, woher ihre Millionen stammen. Sie konnte das nicht schlüssig erklären. Trotzdem wurde sie Kommissarin.
Wie reagiert Frau von der Leyen auf Ihre Kritik?
Ich habe sie mal im Parlament getroffen. Im Erdgeschoss stand ich am Fahrstuhl, es macht pling und von der Leyen kam mit ihrer Entourage heraus. Da sagte ich: „Ah, Frau von der Leyen auf dem Weg nach unten!“ Sie sagte darauf: „Nein, nein. Das stimmt nicht!“ Und ich: „Doch, doch! Ich habe es genau gesehen.“ Sie lächelte.
Sie haben am 8. Juli 2020, zu Beginn der deutschen Ratspräsidentschaft, im EU-Parlament vor Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen. Da haben Sie gesagt: „Frau Merkel, Sie werden die Migration bewältigen, indem Sie sicherstellen, dass die Gemeinheiten dort geschehen, wo sie nicht auffallen. (...) Ihre Macht kennt nur eine Grenze: Selbst Sie und Ihre 750 Milliarden können nicht dafür sorgen, dass der HSV wieder in die Bundesliga aufsteigt.“
Ich muss mich beim HSV entschuldigen. Die Verwaltung versucht des Öfteren, mir Redezeit zu verweigern, und ich hatte erst zwei Stunden vorher erfahren, dass ich Rederecht habe.
Und wie hat Merkel auf Ihre Rede reagiert?
Professionell. Frau Merkel wird mir sowieso immer sympathischer, je mehr ich jene Leute sehe, die ihr nachfolgen wollen, Merz oder Spahn etwa. Sie ist eine abgeklärte Physikerin, auch jetzt im Umgang mit Corona sind ihre Entscheidungen recht souverän. Allerdings schwinden meine Sympathien wieder, wenn ich sehe, welche Kompromisse sie eingeht, um die deutsche Wirtschaft zu unterstützen. Die Rechtsstaatlichkeit in Osteuropa hat sie beim letzten EU-Gipfel zur Verhandlungsmasse degradiert. Sie hat sich die Zustimmung der Visegrád-Clowns aus Ungarn und Polen zum Corona-Paket damit erkauft. Und da fehlt der moralische Kompass.
Die Polen und Ungarn haben gejubelt. Zu recht?
Ja. Der Gedanke, EU-Fördermittel an demokratische Grundbedingungen zu knüpfen, ist de facto fallen gelassen worden. Die fortgesetzte Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit führt das Projekt EU ad absurdum. Merkel ist mitverantwortlich dafür. Andererseits kann man in der EU keine Entscheidung treffen ohne die Osteuropäer. Die sind frech geworden. Früher haben sie die Klappe gehalten und ihre korrupten Systeme aufgebaut. Jetzt versickert das Geld. Die politischen Eliten in Osteuropa versorgen sich selbst mit EU-Mitteln. Dafür kauft Ungarn deutsche Waffen. Daran sieht man: Die EU ist ein Wirtschaftsverbund. Mit europäischen Idealen zu argumentieren, vernebelt nur alles. So sieht die Realität aus: Wir bekommen Arbeitskräfte aus den osteuropäischen Ländern und rüsten uns gegen Russland auf. Die EU müsste die Bürgerinitiativen und die Demonstranten in Osteuropa stützen und nicht ihre korrupten Regierungen. Je weiter man hinter die Kulissen schaut, desto düsterer wird es. Der tschechische Regierungschef hat einen Betrugsskandal an der Backe. Und Bulgarien? Da sind die Korruptionskanäle frisch gewienert worden und jetzt wartet man auf das frische EU-Geld. 70 Prozent versickert, bevor es dort ankommt, wo es eigentlich hingehört.
Wie sehen Sie die Zukunft der EU?
Grundsätzlich bin ich pessimistisch. Die Eliten haben sich arrangiert. Eine Sozialpolitik, die diesen Namen verdient, wird es in der EU kaum geben. Seit 20 Jahren haben wir einen konstanten Armutssockel von 23 Prozent. Das hat sich nicht geändert und das wird sich auch nicht ändern. In den Flüchtlingslagern auf Lesbos herrscht ein unglaubliches Elend. Wer das mit eigenen Augen gesehen hat, fragt sich: Wie kann Europa, wie kann die EU so etwas zulassen? Genau wie die Situation an den Außengrenzen. Das ist nicht humanistisch. Deswegen ist meine Arbeit auch realpolitischer geworden. In Sachen Corona hat Europa ebenfalls versagt. Wenn Frans Timmermans Kommissionspräsident geworden wäre, hätten wir eine einheitliche EU-weite Strategie. Mit Frau von der Leyen geschieht nichts. Jetzt haben wir eine Laiin an der Spitze. Deswegen sage ich immer: „Europa nicht den Leyen überlassen!“
Verkehrsminister Scheuer kritisieren Sie ebenfalls scharf.
Sie meinen Andy B. Scheuert? Es ist erstaunlich, dass er 600 Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt hat und jetzt daran basteln darf, eine europaweite Maut einzuführen. Wo bleibt da der öffentliche Druck? Wo bleibt die Empörung? Wieso geht da kein Mob mit Mistgabeln auf die Straßen? Warum verschwindet dieser Mann mit seinem gekauften Doktortitel aus Tschechien nicht wieder nach Bayern? Ich kann mir solche Sachen nicht erklären.
***
Zum Ende des Gesprächs hin, das Sonneborn als das längste Wortinterview seiner Karriere bezeichnet, passiert es schon wieder. Eine Frau kommt auf Sonneborn zu und stellt ihm eine Frage: „Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.“ Sonneborn antwortet: „Das geht mir jeden Morgen vor dem Spiegel ähnlich.“ Die Frau wieder: „Wer sind Sie?“ Und dann Sonneborn: „Ich bin Schauspieler. Ich spiele Politiker.“